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23.7.2004
Auch Schriftsteller für Stopp der Rechtschreibreform

Frankfurt/Main (AP) Nach verschiedenen Ministerpräsidenten fordern jetzt auch prominente Schriftsteller die Rücknahme der Rechtschreibreform. «Die Idee dieser Reform wurde aus bürokratischem Müssiggang geboren», sagte Martin Walser der «Bild»-Zeitung (Freitagausgabe) zufolge. Auch Adolf Muschg und Georg Klein wollen einen Stopp der neuen Regeln. Der niedersächsische Ministerpräsident Christian Wulff (CDU) ist zuversichtlich, dass im Herbst in der Ministerpräsidentenkonferenz darüber verhandelt werden kann.

Walser sagte, er würde «sich freuen», wenn die Reform zurückgenommen würde, und erklärte, er boykottiere die neuen Regeln. Der Schweizer Muschg forderte, die Reform solle sofort gestoppt werden: «Sie ist unnötig wie ein Kropf und hat keine Verbesserung gebracht, sondern nur mehr Unsicherheit geschaffen.» Klein nannte die Reform «weniger als halbherzig». Es sei keine Schande, etwas Missratenes zurückzurufen. «Wir sollten zur alten Rechtschreibung zurückkehren, bis unsere Fantasie und unser Mumm für eine wirkliche Erneuerung ausreichen.»

Wulff sagte dem «Münchner Merkur» (Freitagausgabe), es sei wohl ein Fehler gewesen, dieses wichtige Thema allein der Kultusministerkonferenz zu überlassen. Er strebe eine parteiübergreifende Initiative an: «Ich bin fest überzeugt, dass alles noch zurückgedreht werden kann.» Wulff räumte ein, dass dann die Nachschulung einiger Schülerjahrgänge nötig wäre. «Das ist aber eine sehr überschaubare Zahl von Jahrgängen, im Vergleich zu den vielen Menschen, die die Rückkehr zur alten Rechtschreibung wollen.» Die Reform sei gescheitert. «Wir sollten darum jetzt die Reset-Taste drücken und an den Anfang zurückkehren.»

Der Geschäftsführer der Zwischenstaatlichen Kommission für deutsche Rechtschreibung, Klaus Heller, wies die Forderungen zurück. Laut «Mannheimer Morgen» (Freitagausgabe) sagte er, mit der Reform sei eine hundert Jahre alte Hypothek eingelöst worden. Schon Konrad Duden habe gewusst, dass die alte Orthografie nicht gut gewesen sei, und habe über die Vereinheitlichung hinaus auch Vereinfachungen gefordert.

Von einem «Rechtschreibchaos» werde jetzt nur geredet, um die Menschen zu verunsichern, sagte Heller. Derzeit müssten alle umlernen, da sei es normal, dass sich gelegentlich die Frage stelle, ob eine bestimmte Schreibung noch zulässig sei. Der Zwischenstaatlichen Kommission gehören Vertreter Deutschlands, Österreichs, der Schweiz und Liechtensteins an.

Die Übergangsphase der am 1. August 1998 in Kraft getretenen Reform endet am 1. August 2005. Verbindlich ist die neue Rechtschreibung aber nur für die Schulen und den Bereich der öffentlichen Verwaltung. Im Juni hatten die Kultusminister geringfügige Änderungen beschlossen. Kurz nach dem einstimmigen Beschluss der Kultusminister, dass die Reform endgültig in Kraft treten soll, hatten mehrere Ministerpräsidenten unter Führung von Wulff zum erneuten Angriff auf die Reform geblasen.

Sollte das Thema tatsächlich auf die Tagesordnung der Ministerpräsidentenkonferenz kommen, wäre für einen Beschluss, das Reformwerk zu kippen, Einstimmigkeit erforderlich. Allerdings bezeichnete etwa der Mainzer Ministerpräsident Kurt Beck (SPD) den Vorstoss seiner Kollegen als «einfältigen Populismus». Unter Verweis auf einen erheblichen volkswirtschaftlichen Schaden erklärte er, eine erneute komplette Änderung sei nicht zu verantworten.


Quelle: yahoo-news, 23.7.2004

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